Neue Medien und moderne Werkzeuge treten auch in der Pädagogik und Frühkindlichen Bildung ihren Siegeszug an
Nachdem man in Grundschulen, Gymnasien und weiterführenden Schulen inzwischen regelmäßig moderne Arbeitsmittel sowohl für Schüler als auch für Lehrer antrifft, beginnen in der Frühkindlichen Bildung die Träger erst langsam umzudenken. Es wird immer noch leidenschaftlich um die Digitalisierung der Pädagogik gestritten und viele Pädagogen sind unisono der Meinung, dass Tablets, Smartphones und Co. in Kinderhänden nichts oder nur sehr eingeschränkt etwas verloren haben und auf keinen Fall die Sandkiste und das Klettergerüst ersetzen dürfen. Es wird aber auch wahrgenommen, dass die pädagogischen Fachkräfte in Krippe, Kindergarten und Kita mehr sind als Kaffee- und Basteltanten. Sehr zur Freude der Beschäftigten in Kitas und Kindergärten, die regelmäßig für die Anerkennung ihrer Leistungen für bessere Arbeitsbedingungen und mehr Gehalt streiken.
Digitalisierung in der Bildung fängt in kleinen Schritten an
Zwar wird inzwischen von frühkindlicher Bildung gesprochen und damit schon allein in der Wortwahl anerkannt, dass in Kindergärten und Krippen ein Bildungsauftrag zu erfüllen haben. Aber die Arbeitsmittel die Erziehern und dem pädagogischen Personal heute zur Verfügung haben müssen noch angepasst werden. Wenn man sich im Internet auf die Suche nach Medien, Apps und Verwaltungsprogrammen für Kindergärten, Erzieher und Pädagogen macht, findet man neben qualitativ sehr unterschiedlichen Websites, Facebookgruppen und Foren für pädagogisches Fachpersonal immer mehr echte Arbeitshilfen.
- Im Bereich Planung, Organisation und Kommunikation unterstützt z.B. das Münchner Startup KigaClick die Erzieher bei der Erledigung von Papierkram im Gruppenalltag.
- Entwicklungsdokumentation wird von Stepfolio des Entwicklers Ergovia abgebildet und auch der Verlag Herder bietet seine Dokumentationsbögen inzwischen mit dem Tool dokulino elektronisch an.
- Mit Niflosa gibt es ab Mitte August eine Plattform für Kitas und Eltern zum Austausch von Dokumenten und Terminen als sichere Alternative zu facebook, Whatsapp und Dropbox.
In Bezug auf die Unterstützung der Erzieher und Pädagogen scheint es also, dass die Wirtschaft den Bedarf erkannt hat. Umso verwunderlicher, dass Träger und Betreiber der Kitas sowie öffentliche Einrichtungen nur langsam auf die geänderten Arbeitsbedingungen reagieren und der Einführung digitaler Arbeitshilfen eher zögerlich gegenüberstehen. Zwar hat der Computer in der Praxis erfolgreich in Kindertagesstätten Einzug gehalten. Verwaltung, Abrechnung und Platzvergabe finden inzwischen komplett am PC statt, allerdings macht die Moderne an der Gruppentür halt.
Digitalisierung soll Zeit und Kosten sparen
In den Einrichtungen der Stadt München, die meine Kinder besuchen, findet Elternkommunikation nach wie vor mit Briefen an der Garderobe mitsamt Rücklaufzettel statt. Fotos machen die Erzieher mit Ihren privaten Geräten und drucken die schönsten im Drogeriemarkt für das Portfolio. Termine werden über Aushänge verbreitet. Entwicklungsdokumentation wird mit Fragebogen und Stift und Papier erledigt. Alles Arbeitsschritte, die schneller, einfacher und qualitativ mindestens gleichwertig digital abgebildet werden könnten.
Private Einrichtungen beschränken sich in der Digitalisierung meist auf die Öffentlichkeitsarbeit und Elternkommunikation um die zahlungswillige Kundschaft mit schönen Bildchen der eigenen Kinder bei Laune zu halten.
Einzelne Träger gehen den Schritt weiter und setzen in Ihren Konzepten auf digitale Bildung der Kinder, wobei wir hier den Pädagogen inhaltlich die Bewertung überlassen wollen. Das Tablet wird für Erzieher und Kinder zum ständigen Begleiter.
Wir sehen also, Digitalisierung wird sich vermutlich auch in Kindergärten, Krippen und Kitas durchsetzen. Allerdings sind die Anwendungsgebiete recht ungleichmäßig verteilt. Die breite Masse der Kitas steht noch reichlich unbedarft den Angeboten der modernen Arbeitswelt gegenüber. Backend und Verwaltung geschehen nur noch digital und jene die die Hauptlast der frühkindlichen Bildung tragen, Erzieher, Kinderpfleger und andere Pädagogen könnten zwar die Vorteile der digitalen Moderne nutzen, werden von Trägern und Vorgesetzten mit Stift und Papier alleine gelassen.